Jochen 'Nunz' Herz

   

Stereokamera

Im Kino kommen gerade die 3D-Filme in Mode. Höchste Zeit, sich mit dem Thema Stereobilder zu beschäftigen. Ist ja eigentlich ganz einfach: 2 Bilder in einem gewissen Abstand vom gleichen Objekt schießen und anschließend mit einer Gratissoftware aus dem Internet so lange zusammenfummeln, bis der räumliche Eindruck entsteht.

Ich bin im Besitz einer normalen Canon-Digitalkamera. Für die meisten Canonkameras gibt es einen netten Hack (CHDK), mit dem man eigene Software einspielen kann und viele Features im Kamera-Betriebssystem dazu bekommt. Unter anderem kann man einen Modus aktivieren, der beim Antippen des Auslösers die Kanten des Bildes vektorisiert und als gelbe Kantenlinie über das aktuelle Bild legt. Das vereinfacht die Stereophotographie erheblich: Erstes Photo schießen, die Kamera danach ruhig halten und soweit nach recht verschieben, dass die gelben Kanten für weit entfernte Objekte bündig bleiben mit dem Objekt. Aber für nahe Objekte sollten die gelben Kanten sich 2-3 mm von der anderen Kante entfernen und dann kann man das zweite Bild auslösen. Funktioniert mit ein wenig Erfahrung recht gut, aber nur bei unbeweglichen Objekten. Bei bewegten Objekten klappt es nicht, da sich Teile des Bildes verschieben, hier ist man gezwungen die beiden Bilder zeitgleich zu schießen.



Meine Lösung: Kaufe 2 alte Digitalkameras, die kein Mensch mehr haben möchte (bei mir zwei Canon Ixus der ersten Generation), vergewaltige diese indem man sie auseinander nimmt und ganz vorsichtig auf die Folienplatine drei Drähtchen an geeigneter Stelle in der Nähe des Auslösers auflötet: Masse, Antippen (Messen) und Auslöser. Bitte nur bei alten Kameras machen und mit einiger Löterfahrung! Kurz zu lange mit dem Lötkolben drauf gehalten und die Platine ist zusammen geschrumpelt. Bei einer Kamera ist mir der Lötpunkt abgebrochen und ich musste die Leiterbahn um die ganze Kamera herum verfolgen, bis ich wieder einen Punkt fand, an dem ich mein letztes Kabel doch anlöten konnte. Das war aber auch schon der schwierigste Teil.

Von der Feinmotorik zur Grobmotorik: Wir brauchen jetzt ein System, das beide Kameras aufnimmt, die Höhe konstant hält und dennoch die Veränderung des Abstandes erlaubt. Ich habe mir um eine Blitzschiene (mit der ich den Abstand der Kameras je nach Objekt verändern kann) ein Gehäuse aus soliden Aluprofilen zusammengesägt.
Aber warum hängt die eine Kamera bei mir verkehrt herum? Der Augenabstand ist so um die 7-8 cm. Würde ich beide Kameras einfach nebeneinander stellen, so wäre der Abstand der Objektve größer gewesen und das hätte dem 3D Effekt speziell bei nahen Objekten nicht gut getan. Da das Objektiv nicht in der Mitte der Kamera sitzt, habe ich eine Kamera einfach auf den Kopf gestellt, so dass sich die Objektive wieder näher kamen.

Nun war alles bereit: Ein paar LEDs wurden hinten noch eingelassen für die Parametrisierung und noch 2 Taster. Mit dem ersten Taster wird das gewünschte Programm im Prozessor ausgewählt und mit dem Zweiten gestartet.

Bei der Stereoaufnahme wird bei der Auslösung zuerst der aus der Kamera herausgeführte Einmessdraht mit dem Massedraht über ein kleines Relais vom Prozessor kurzgeschlossen (natürlich in beiden Kameras gleichzeitig). Die Kameras messen nun und sollten nach 3 Sekunden schussbereit sein. Dann wird der Auslösedraht über ein anderes Relais mit Masse verbunden und somit die Belichtung ausgelöst. Über die eingearbeiteten LEDs läuft noch ein Balken bis zur Auslösung rückwärts, damit man sieht, wann wirklich ausgelöst wird.
Die Wartezeit zum Messen ist immer nötig! Würde man alle 3 Kontakte gleich kurzschließen, so würden beide Kameras zwar auslösen, aber haben sehr wahrscheinlich unterschiedlichen Zeitbedarf für die Scharfstellung und Messung. Sie würden dann nicht wirklich gleichzeitig auslösen und darauf kommt es hier ja schließlich an.

Wenn man schon so einen Aufwand mit Kameras betreibt, dann muss man noch ein wenig weiterspielen. Ich habe dem Prozessor noch andere Programme spendiert, mit denen man hochauflösende Zeitrafferaufnahmen machen kann. Dazu stellt man über die LEDs einfach den Zeitabstand zwischen den Bildern ein (möglich sind zwischen 5 und 60 Sekunden). Nach dem Start wird immer über die LEDs angezeigt, dass heruntergezählt wird und dann ein Bild geschossen. Das wiederholt sich so lange, bis die Karte voll ist oder man nochmals den Auslöser zum Abbruch gedrückt hat. Das Ganze passiert hier natürlich nur mit einer Kamera.

Falls sich jemand über den fetten Akku im Keller des Gehäuses wundert: Die Akkus, die die uralten Kameras mitbringen, taugen absolut nichts mehr. Meine haben gerade noch für 5 Bilder gereicht. Aber speziell bei den Zeitrafferaufnahmen muss die Kamera evt. einen ganzen Tag aktiv bleiben. Ich habe daher einfach einen schon vorhandenen Akku von meinem Modellauto genommen und ihn auf 5 Volt geregelt. 5 Amperestunden dürften reichen :-)

 

 

 

 

 


 

 

   


Die "nackte" Canon Digital Ixus


Die angelöteten Drähte in der Nähe des Auslösers


Platine mit vier Auslöser-Relais und Programmieradapter


Eingeschaltet, fertig für den nächsten 3D-Schuss


Größerer Objektivabstand für ferne Objekte



Hier noch ein paar Beispiele. Um sie zu betrachten benötigt man aber eine Rot-Cyan-Brille, die Zeitschriften beiliegen oder die man beim Optiker billig besorgen kann.

Bitte klickt auf die Bilder um sie zu vergrößern! Sie wirken am besten bildschirmfüllend und in einem eher dunklen Raum.

    
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